Die Geschichte des Bergwaldtheaters
200 Jahre Freilichtaufführungen auf der Schönau
Seit nunmehr 200 Jahren finden auf der „Schönau“, dem Gelände vor dem heutigen Bergwaldtheater, Freilichtaufführungen statt – eine lange Zeit, auch für eine traditionsbewusste Stadt wie Weißenburg. Es wäre vermessen, nun von 200 Jahren Bergwaldtheater zu sprechen, wurde dieses selbst doch erst 1929 gegründet, aber dann immerhin in unmittelbarer Nähe des ursprünglichen Schauplatzes.
Der Weißenburger Chronist Staudinger berichtet über die ersten Aufführungen; so heißt es 1791: „1791, den 6. Juny, hat eine Schauspieler-Gesellschaft, unter Herrn Rossner, Nachmittag um 4 Uhr auf unserer Schönau, oberhalb der Schaafscheuern, Comödie im freyen Felde aufgeführet, den Graf Waltron. Da eine Comödie im freyen Felde etwas neues war, so war der Zulauf sehr groß; endlich wurde ein solches Gedränge, daß die 10 Zelter, mit welchen das Lager oder eigentliche Theater umgeben war, nicht mehr gesehen wurden, und die Acteurs nicht mehr Platz hatten zu spielen, und fast gar nicht mehr konnten gehört werden, und aus dem Grunde, entschuldigte sich Herr Rossner, daß er das Stück nicht mehr ganz ausspielen könnte; sondern sich genöthiget sehe, abzubrechen. Die Einrichtung wäre schön gewesen und Herr Jacobi besorgte in einen Marquetender-Zelt die Leute mit Bier, Wein etc. sehr gut.“
Ein überwältigender Erfolg, an den nach den Wirren der Napoleonischen Kriege eine weitere Schauspielgesellschaft anzuknüpfen suchte: „Hatte die seit einigen Monate hier aufgehaltene Schauspieler-Gesellschaft unter dem Directeurs Lorenz Eberts auf der Schönau am Vorsaum des Waldes, das schöne Stück unter dem Titel General von Schlentzheim Nachmittags um 4 Uhr aufgeführt. Allein da ein gewaltig starker Regen herbei kam, so konnten sie den 1. Act davon nicht gar ausspielen, denn die versammelten zahlreichen Zuschauer liefen alle davon...“
Dann wurde es wieder still um die Schönau. Lediglich gegen Ende des Jahrhunderts sind Aufführungen der Lateinschüler unter Leitung ihres Rektors Götz mit Szenen aus "Wilhelm Tell" belegt. Ab 1927 erwachte der ehemalige Steinbruch auf der Schönau aus seinem Dornröschenschlaf. Bürgermeister Dr. Hermann Fitz, welcher an der Umwandlung der "Künstlerischen Volksbühne" (eine vom Pfälzischen Verband für freie Volksbildung gegründeten Wanderbühne) in das "Landestheater für Üfalz und Saargebiet" beteiligt war, entdeckte den Platz. Nach Plänen des Gartenbauarchitekten Bernhard Nill entstand daraus unser heutiges Bergwaldtheater, das 1929 mit dem „Weißenburger Waldspiel“ von Johanna Arntzen eingeweiht wurde.
Bei der Einweihung standen nur Laien auf der Bühne, doch in den folgenden Jahren agierten professionelle Schauspieler und Sänger auf der Bühne. von 1931 bis 1940 hatte das Theater einen eigenen Intendanten, Egon Schmid (der auch von 1934 bis 1941, fast gleichzeitig, Intendant der Luisenburg Festspiele in Wunsiedel war). Das Engament von Erika Mann, die eine deutsche Version des ursprünglich lateinischen Librettos der frühen Mozartoper "Apollo et Hyacinthus seu Hyacinthi" verfasst hat, kam nicht zustande. Der "Hallgartens" erinnert wahrscheinlich an Richard (genannt Ricki) Hallgarten. Er war der Sohn des Juristen und Germanisten Robert Hallgarten und der Pazifistin und Frauenrechtlerin Constanze Hallgarten. Daneben war er ein Freund der Mann Kinder Erika und Klaus. Sein Freitod am 5. Mai 1932 ebnete indirekt den Weg für das letztendlich nicht zustande gekommene Engagement Erika Manns in Weißenburg. Eigentlich wollte Erika mit Ricki zur Festspielzeit 1932 per Automobil nach Persien reisen, ein Plan, der nach dem Freitod nicht zur Durchführung kam.
Ab 1936 wurden nur noch Opern aufgeführt, von 1940 bis 1951 ruhte der Theaterbetrieb ganz.
Danach nutzten die Städtischen Bühnen Nürnberg 21 Jahre lang das Theaterareal.
Seit 1973 gastieren wieder Künstlerinnen/Künstler und Theaterensembles aus ganz Deutschland dort auf.
1996 wurde die West Side Story aufgeführt und hatte 1.844 Besucher!
2005 trat die KaGe Ellingen mit "Eine Reise durch die Musicalwelt" im Bergwaldtheater auf und begeisterte 1907 Besucher.
2013 wurde dieser Besucherrekort durch die A-cappella-Band Viva Voce mit 1913 Zuschauern gebrochen.
(Ausschnitt aus dem Weißenburger Kulturfenster, Beilage zu villa nostra 2/1991, Wikipedia.org und Kulturamt der Stadt Weißenburg i. Bay.)